Im Gegensatz zu unseren frühen Vorfahr:innen oder Mitsäugetieren verfügen wir über die Fähigkeit, uns Geschichten auszudenken. Wir können uns Dinge vorstellen und an etwas glauben, das es zum Beispiel gar nicht gibt. Wozu das nützlich sein soll?
Der Historiker und Philosoph Yuval Noah Harari beschreibt es so: „Wenn Tausende von Leuten an dieselbe Geschichte glauben, dann denken und handeln sie auf eine ähnliche Weise, dann verfolgen sie das gleiche Ziel und befolgen dieselben Regeln. Und das ist genau, was man braucht, wenn man mit vielen Menschen gut zusammenarbeiten will – erst recht mit Wildfremden. Die Sapiens konnten sich hinter ihren erfundenen Geschichten versammeln und gemeinsam stark sein. Schimpansen, Ameisen und Neandertaler konnten das nicht.“1
Dazu sind wir außerdem in der Lage, Beziehungen zu vielen Menschen aufbauen zu können. Forscher:innen haben in den 1990er Jahren herausgefunden, dass wir mit maximal 150 Menschen eine enge soziale Beziehung pflegen können. Vielleicht habt ihr schon von der Dunbar-Zahl gehört. Neuere Studien zeigen, dass diese Zahl vielleicht sogar noch größer ist!2
„Adler können fliegen, weil sie Flügel haben. Menschen können fliegen, weil sie in der Lage sind, in großer Zahl zusammenarbeiten zu können.“3
Unsere Superkraft ist unsere Imaginationskraft. Das gibt uns die Möglichkeit, mit vielen Menschen weltweit zu kooperieren und gemeinsam an etwas zu glauben. Wenn wir alle an den Frieden glauben würden?
Warum genau wir über diese Superkraft verfügen, wissen wir leider nicht. Einige Forscher:innen vermuten, dass sich irgendwann einmal ein kleiner Fehler in unseren DNA-Bauplan eingeschlichen haben könnte. Andere Forscher:innen beschäftigen sich mit der „neuronalen Plastizität“. Kurz zusammengefasst ist neuronale Plastizität die Eigenschaft des Gehirns, durch Training veränderbar zu sein. Sie ist also die Grundvoraussetzung für jede Form des Lernens. Durch Training verändern sich die Verbindungen zwischen Nervenzellen im Gehirn, indem sie stärker oder schwächer werden. So passt sich unser Gehirn ständig an neue Erfahrungen und Erfordernisse an.4
Quellen
1 Yuval Noah Harari: Wie wir Menschen die Welt eroberten. Unstoppable Us, München 2022, S. 54.
Mehr zum Thema findet ihr auch hier: Clive Gamble, John Gowlett, Robin Dunbar: Evolution, Denken, Kultur. Das soziale Gehirn und die Entstehung des Menschlichen, Heidelberg 2016.
2 Corinna Hartmann: „Wie viele Freunde kann ein Mensch haben?“, in: Spektrum, 13.08.2021.
3 Harari: Wie wir Menschen die Welt eroberten, S. 47.
4 Kathrin Mikan: „Was ist Neuroplastizität und warum ist sie wichtig?“, in: Superheldenkids,
23.10.2020.
Ein Projekt der Bewegung für Radikale Empathie in Kooperation mit O-Team e. V. Mit freundlicher Unterstützung des Kulturamts der Stadt Stuttgart und der Wüstenrot Stiftung.
Realisierungspartner:innen
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