von Prof. Dr. Simon Goebel
Überall ist Normalität. Es ist das Gewöhnliche, was uns nicht auffällt, denn es scheint uns eben normal. Aber gleichzeitig gilt auch: Nirgends ist Normalität. Wir leben in bewegten Zeiten. Dinge verändern sich. Die Gesellschaft verändert sich. Gewohnheiten und damit Normalitäten werden infrage gestellt. Das fällt uns auf.
Normalität wird soziokulturell hergestellt. Das heißt, dass wir Normalität durch unser alltägliches Handeln entwickeln. Während wir aufwachsen, lernen wir bestimmte Muster kennen – beispielsweise Verhaltensweisen und Denkweisen. Diese Muster sind eingeprägt, sie scheinen uns normal und sie erleichtern uns den Alltag. Das heißt nicht, dass diese Muster immer und überall funktionieren. Wenn der Fahrkartenautomat erneuert wird, müssen wir neu lernen, ihn zu bedienen – nach einer Zeit der Gewöhnung können wir es wieder. Es fühlt sich wieder normal an. Normalität wird intersubjektiv hergestellt, das heißt im Umgang mit anderen und durch andere. Medien, öffentliche Räume, digitale Räume, auf der Arbeit, in der Schule, in der Familie – überall entstehen im kommunikativen Austausch Normalitäten.
Das bedeutet auch: Es gibt nicht die Normalität. Menschen sind verschieden und pflegen damit unterschiedliche Normalitätsvorstellungen. Das wäre nicht weiter bemerkenswert, wenn es nicht ein zentrales gesellschaftliches Konfliktfeld darstellen würde. Ständig werden Menschen diskriminiert, ausgeschlossen, verletzt und gedemütigt, weil sie jemand als vermeintlich nicht „normal“ ansieht, als Abweichung, als nicht zugehörig, als Problem.1
Und so wird etwa Migration häufig vor allem als Problem diskutiert,2 als etwas Nicht-Normales. Das ist bemerkenswert, denn nur wenige soziokulturelle Phänomene sind derart normal wie Migration: „The history of mankind is the history of migration.“3
Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte der Migration. Ohne Migration wäre die Erde vom Menschen nie besiedelt worden. Die Reise des Homo sapiens hat in Afrika begonnen und innerhalb von Zehntausenden von Jahren ist der Mensch über die gesamte Erde gewandert. Vor ca. 45.000 Jahren ist er erstmals in Europa angekommen.
Auch die jüngere Geschichte zeigt, dass Europa ebenso wie andere Weltregionen von Migration geprägt ist. Wir erinnern uns an die besonders großen Migrationsbewegungen wie die 12 bis 14 Millionen Menschen, die zwischen 1945 und 1950 aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten ins Nachkriegsdeutschland geflohen sind oder vertrieben wurden.4 Wir erinnern uns an die rund 14 Millionen Gastarbeiter:innen, die in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren nach Deutschland kamen und von denen etwa drei Millionen Menschen dauerhaft geblieben sind.5
In Erinnerung geblieben ist die Zuwanderung von Asylsuchenden Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre. Die mediale und politische Stimmung war durchzogen von einer rassistischen „Das-Boot-ist-voll“-Rhetorik. Neonazis verübten zahlreiche Brandanschläge und mordeten. Die De-facto-Abschaffung des Grundrechts auf Asyl 1992/1993 sollte die Stimmung beruhigen. Tatsächlich war sie ein Eingeständnis an die Rechtsextremen.6
Und natürlich erinnern wir uns an den „langen Sommer der Migration“7 im Jahr 2015, der einerseits eine große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung aufkeimen ließ, in dem aber auch vermehrt Brandanschläge und andere rechtsextreme Straftaten verübt wurden und rechte Hetze Auftrieb bekam.8
An viele Migrationsbewegungen erinnern wir uns allerdings nicht. Wer weiß schon etwas über „Deutsche Kaufleute und Warenhändler in den Niederlanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts“, „Europäische ‚Politemigranten‘ in der UdSSR seit 1917“ oder „Ungarische Flüchtlinge in Europa seit 1956“? Es handelt sich hierbei um drei von rund 200 Kapitelüberschriften aus dem Inhaltsverzeichnis der umfassenden Enzyklopädie Migration in Europa, das die Normalität und Komplexität von Migration vor Augen führt.9
Gelegentlich genügt ein Blick in die Zeitung. So schrieb etwa der Spiegel am 5. September 2010, dass Archäolog:innen auf einem Acker bei Anklam an der Ostsee, rund 180 km nördlich von Berlin, einen spektakulären Fund gemacht hatten. Die arabischen Gravuren auf den gefundenen Silbermünzen zeigten, so der Historiker Fred Ruchhöft, „dass es bereits vor mehr als 1.200 Jahren einen globalen Handel gab“.10
Auch wenn die problemzentrierten und defizitorientierten (Medien-)Diskurse etwas Anderes glauben machen: Migration ist in erster Linie weder ein Problem noch eine Herausforderung und schon gar keine Gefahr, sondern Normalität. Dass in dieser Normalität Konflikte stattfinden, ist kein Problem des Phänomens Migration, sondern eine Folge von gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen, in denen es um Zugehörigkeit, Rassismus und die gerechte Verteilung gesellschaftlicher Ressourcen geht.11 Hinzu kommt, dass Migration als Gegenstand nicht einfach existiert, sondern durch die Beobachtung, Diskussion und Erforschung erst als Phänomen hergestellt wird. Wie Migration diskutiert wird, ist also auch immer eine Frage von Diskursen und Bildern.12 Wenn Migrant:innen immer wieder als Bedrohung dargestellt werden, entwickeln und verfestigen sich ihnen gegenüber Ängste.
Sprache und Bilder stellen Wirklichkeit her. Unsere Vorstellungen von Normalität, ja von der Welt, ergeben sich durch die Wahrnehmung von Sag- und Sichtbarem. Dementsprechend ist es relevant, wie wir die Welt verbal und ästhetisch beschreiben. Europa hat sich seit der frühen Neuzeit als Zentrum der Welt verstanden und reproduziert dieses Verständnis bis heute. Dies kann etwa an klassischen Weltkarten nachvollzogen werden. Die Erde ist eine Kugel. Eine Kugel kann jedoch nicht ohne Weiteres zweidimensional dargestellt werden, da in der Übertragung auf eine Karte Flächen und Winkel verzerrt werden. Seit Jahrhunderten werden unterschiedliche Methoden angewandt, um diese Projektion auf Landkarten darzustellen – eine der häufigsten ist die Mercator-Projektion, benannt nach dem Kartografen Gerhard Mercator, der im 16. Jahrhundert lebte. Seine Karte ist winkeltreu, aber nicht flächentreu. Das heißt, dass die Regionen am Äquator gestaucht, also kleiner sind als in Wirklichkeit. Die Regionen an den Polen werden gestreckt, sind also größer als in Wirklichkeit. Es sieht so aus, als sei Grönland etwa so groß wie Afrika. In Wirklichkeit ist Afrika 14-mal größer als Grönland. Auch Europa wirkt gegenüber dem afrikanischen Kontinent verhältnismäßig groß.
Und Größenverhältnisse wirken. Sie suggerieren Machtunterschiede. Nicht zufällig sind Herrschaftsgebäude wie Schlösser, Parlamente oder Firmensitze häufig besonders groß. Die Größe soll auf die zugehörigen Akteur:innen ausstrahlen, also ihre Macht demonstrieren. Europa zeichnet sich durch die Darstellung auf zweidimensionalen Karten also größer und mächtiger, als es ist.13 Wir müssen Maßstäbe verlernen. Europa ist nicht das (Macht-)Zentrum der Welt. Der Historiker Dipesh Chakrabarty verweist auf die Absurdität im akademischen Diskurs, wonach westliche Geschichtsschreibung ohne Bezüge zum Rest der Welt auskommt, während nicht-westliche Geschichtsschreibung nur dann wahrgenommen und anerkannt wird, wenn sie Bezüge zu Europa herstellt. Seine Empfehlung lautet daher, Europa zugunsten einer globalen Erzählung zu provinzialisieren – nicht auszublenden also, aber ein wenig unbedeutender zu machen.14
Wenn Globalgeschichte und Migration verkannt und ignoriert werden, führt dies unweigerlich zu fatalen Fehlschlüssen. Viele Menschen sind der Meinung, die Kartoffel sei „typisch deutsch“. Die Kartoffel wird auf meist ironisierende Weise als Bezeichnung für „Deutsche“ verwendet.15 Nun – an der Kartoffel ist ursprünglich gar nichts deutsch. Sie wird seit rund 8.000 Jahren auf Hochebenen in den Anden in Abya Yala (indigene Bezeichnung für Südamerika) angebaut. Europäische Seefahrer und Kolonialisten brachten sie nach Europa, wo sie zunächst als hübsche Zierpflanze Verwendung fand. Erst im 18. Jahrhundert verbreitete sie sich in Deutschland und Europa in Zeiten großen Bevölkerungswachstums als günstige Alternative zu teurem Getreide.16
Apropos Getreide: Deutschland ist divers. Das trifft nicht nur auf die Menschen, die in Deutschland leben, zu, sondern auch auf die Brotsorten, die hierzulande gebacken werden. Erfunden wurde Brot natürlich nicht in Deutschland. Vor rund 6.000 Jahren wurden in Mesopotamien erste Formen von Brot hergestellt – zunächst breiartig, dann getrocknet oder gebacken als Fladen. Die Erfindung des Brotes hing dabei eng zusammen mit der Herstellung von Bier, das man wohl als Rauschmittel für religiöse Kulte verwendete. Vor etwa 3.000 Jahren stellten die Menschen in Ägypten Brot mit Sauerteig her, als eine durch Hefen aufgeblähte Brotform. Überall auf der Erde backen Menschen Brote aus unterschiedlichen Getreidesorten, in unterschiedlichen Formen und mit leicht abgewandelten Zutaten. Ob Vollkornbrot, Injera, Chubz, Kulcha, Podpłomyk, Knäckebrot, Pide/Pita, Toastbrot, Naan, Baguette, Roti, Focaccia, Hallulla, Lavasch oder Tortillas – ohne Brot geht nichts. Brot ist grenzenlos.
Immer wenn Migrationsbewegungen zu beobachten oder zu erwarten sind, werden Forderungen laut, dass die Grenzen besser gesichert und Einwanderung ohnehin begrenzt werden müsse. Diese Forderungen sind allerdings zutiefst undemokratisch. Denn mit derselben Selbstverständlichkeit, mit der Europäer:innen die Aufrechterhaltung oder Stärkung von Grenzen fordern, jetten sie aus beruflichen, familiären oder touristischen Gründen um die Welt. Es ist natürlich ungerecht, dass manche Menschen globale Bewegungsfreiheit haben und andere nicht – abhängig vom Pass.
„Es ist verrückt, dass ein kleiner Teil der Menschheit fast überallhin reisen und sich überall niederlassen kann, während der andere, viel größere Teil zur Sesshaftigkeit verdammt ist. Wer das normal und gerecht findet, kann nicht gleichzeitig das Hohelied auf die Prinzipien der Demokratie und der Menschenrechte singen.“19
Um diese Ungerechtkeit zu verdeutlichen, stellt der Philosoph Andreas Cassee in seinem Buch Globale Bewegungsfreiheit ein Gedankenexperiment an: Wir haben die Aufgabe, einen völkerrechtlichen Vertrag über die Frage offener Grenzen zu schließen. Allerdings wissen wir dabei noch nicht, „in welchem Staat der Welt wir geboren werden und welche Vorstellung von einem gelingenden Leben wir verfolgen“.20 Dann, so argumentiert Cassee, würden wir uns auf ein Recht einigen, das allen Menschen die globale Bewegungs- und Niederlassungsfreiheit ermöglicht. Anders gesagt sind wir also nur deshalb für geschlossene Grenzen, weil wir glauben, unsere gesellschaftlichen Ressourcen verteidigen zu müssen, zu denen wir aber nur zufälligerweise durch unsere Geburt in einem wohlhabenden Staat Zugang haben. Grenzen zementieren die ungerechten Verteilungschancen. Realistischerweise würden offene Grenzen wohlhabende Staaten wohl schnell überfordern. Die Schlussfolgerung, die daraus gezogen werden müsste, lautet aber nicht, die Grenzen für immer und ewig dicht zu machen, sondern dafür zu sorgen, dass global gerechte Bedingungen und ein ähnliches Maß an Wohlstand herrschen, um dann im Sinne der Gerechtigkeit Grenzen abzuschaffen.
Viele Menschen haben die wunderbare Möglichkeit, mit mehr als einer Sprache aufzuwachsen. Sie überschreiten ohne Weiteres Sprachgrenzen. Die Forschung zeigt, dass Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, besonders ausgeprägte kommunikative und sprachlich-strategische Eigenschaften entwickeln, ganz unabhängig davon, welche Sprache zu Hause gesprochen wird.21 Wenn Kinder beispielsweise zweisprachig mit Englisch und Deutsch oder Französisch und Deutsch aufwachsen, können sie sich der Anerkennung ihrer Umwelt sicher sein. Diese Sprachen gelten als nützlich, als verwertbar. Anders geht es jedoch Kindern, die als Erstsprache etwa Türkisch, Arabisch, Farsi oder Ukrainisch sprechen. Ihnen wird häufig attestiert, nicht gut genug Deutsch zu sprechen und ihren Deutschspracherwerb zu behindern, indem sie zu Hause eine andere Sprache als Deutsch sprechen.23 Die Abwertung von Sprachen und ihren Sprecher:innen wird Linguizismus genannt. Linguizismus ist fatal. Studien belegen, dass sich die Förderung der Erstsprache positiv auf das Erlernen der Zweitsprache auswirkt. Wem hingegen das Erlernen der Erstsprache erschwert wird, der tut sich auch mit der Zweitsprache schwerer. Mehrsprachigkeit ist immer eine Bereicherung. Daher müsste es weit mehr Angebote für muttersprachlichen Unterricht geben. Lernen darf nicht aufgrund von Vorurteilen und aus Nützlichkeitserwägungen verhindert werden.
Mobilität führt zu Begegnung und zu Lernprozessen. Handwerksgesell:innen gehen „auf die Walz“, um unterschiedliche Methoden ihres Berufes zu lernen. Der Austausch von Wissen und Erfahrungen führt immer auch zur Reflexion eigenen Wissens und eigener Erfahrungen. So entdecken interessanterweise gerade konservative politischen Akteur:innen angesichts von Migrationsprozessen Werte wie Geschlechtergerechtigkeit und Freiheit der sexuellen Orientierung, die sie gegen das vermeintlich patriarchale Fremde verteidigen wollen. Auch wenn sich dieser scheinbare Sinneswandel nur als strategische Finte entpuppen würde, so zeigt sich doch, dass Werte wandelbar sein können. Menschen müssen verlernen. Verlernen meint, dass alte Gewissheiten infrage gestellt und irritiert werden und dabei gleichzeitig neue Erfahrungen und Erkenntnisse erzielt werden können.25 So kann sich Gesellschaft weiterentwickeln und ein neues Bewusstsein entstehen, eine neue Perspektive auf Migration. Kein Problem.
Beitrag von Mai 2023
Literatur zum Thema
Maria Alexopoulou: Deutschland und die Migration. Geschichte einer Einwanderungsgesellschaft wider Willen, Ditzingen 2020.
Volker M. Heins: Offene Grenzen für alle. Eine notwendige Utopie, Hamburg 2021.
Helen Schwenken: Globale Migration. Zur Einführung, Hamburg 2018.
Quellen
1 Siehe Assya Markova: Zuckerbrot und Peitsche. Integration zwischen Anpassung und Ausgrenzung, Frankfurt/Main 2020.
2 Siehe Simon Goebel: „Mediendiskurse“, in: Marcel Berlinghoff, Birgit Glorius u. a. (Hrsg.): Flucht- und Flüchtlingsforschung. Handbuch für Wissenschaft und Studium, Baden-Baden (im Erscheinen).
3 Wolf Rüdiger Böhning: „International Migration and the Western World. Past, Present and Future“, in: International Migration, 16, 1978, S. 11–22, hier S. 11. Siehe zur Geschichte der Migration auch Jochen Oltmer: Globale Migration. Geschichte und Gegenwart, Bonn 2012.
4 Siehe Maria Alexopoulou: Deutschland und die Migration. Geschichte einer Einwanderungsgesellschaft wider Willen, Ditzingen 2020, S. 64–94.
5 Ebd., S. 95–122.
6 Siehe Alexopoulou: Deutschland und die Migration, S. 228 f.
7 Sabine Hess, Bernd Kasparek u. a. (Hrsg.): Der lange Sommer der Migration. Grenzregime III, Berlin u. a. 2017.
8 Siehe „‚Exorbitanter Anstieg‘ rechter Gewalt“, in: Zeit Online, 28.06.2016.
9 Weitere Kapitel heißen bspw. „Armenische Flüchtlinge in Frankreich seit dem Ersten Weltkrieg“, „Deutsche Bäckergesellen in Amsterdam im 17. Jahrhundert“ oder „Polnische Siedler in Bosnien und Herzegowina seit dem Ende des 19. Jahrhunderts“. Klaus J. Bade (Hrsg.): Enzyklopädie Migration in Europa. Vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart, München u. a. 2017.
10 Zit. in Martina Rathke: „Fund in Vorpommern. Archäologen heben Silberschatz aus dem Frühmittelalter“, in: Spiegel, 05.09.2010.
11 Siehe Aladin El-Mafaalani: Das Integrationsparadox. Warum gelungene Integration zu mehr Konflikten führt, Köln 2018.
12 Siehe Helen Schwenken: Globale Migration. Zur Einführung, Hamburg 2018, S. 15 f.
13 Die Website map-projections.net ermöglicht den Vergleich unterschiedlicher Projektionen. Auf thetruesize.com können auf einer interaktiven Karte Flächen einzelner Staaten verschoben, überlagert und verglichen werden.
14 Siehe Dipesh Chakrabarty: „Europa provinzialisieren. Postkolonialität und die Kritik der Geschichte“, in: Sebastian Conrad, Ahalini Randeria u. a. (Hrsg.): Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften. Frankfurt/Main u. a. 2002, S. 283–312, hier S. 283.
15 Von einer Form von Rassismus oder Deutschenfeindlichkeit kann übrigens keine Rede sein. Selbst wenn „Kartoffel“ beleidigend gemeint sein sollte.
16 Siehe Lana Kvitelashvili: „Essen und Identität Nahrungsmittel als Ausdruck nationaler Identität und Stereotypisierung am Beispiel der Zuschreibung ‚Deutsche Kartoffel‘“, März 2019.
17 Der bislang älteste archäologische Hinweis auf Brot sind 14.000 Jahre alte Überreste, die in Jordanien gefunden wurden.
18 Siehe Marcus Reckewitz: Vom Brot. Geschichten und Besonderheiten eines Kulturguts, München 2014, S. 4, 26–28.
19 Volker M. Heins: Offene Grenzen für alle. Eine notwendige Utopie, Hamburg 2021, S. 8.
20 Andreas Cassee: Globale Bewegungsfreiheit. Ein philosophisches Plädoyer für offene Grenzen, Frankfurt/Main 2016, S. 279.
21 Siehe Claudia Maria Riehl: Mehrsprachigkeit. Eine Einführung, Darmstadt 2014, S. 59–61.
22 Siehe Assimina Gouma: Migrantische Mehrsprachigkeit und Öffentlichkeit. Linguizismus und oppositionelle Stimmen in der Migrationsgesellschaft, Wiesbaden 2020, S. 66 f.
23 Ebd. S. 65.
24 Siehe Seda Tunç: Der Einfluss der Erstsprache auf den Erwerb der Zweitsprache. Eine empirische Untersuchung zum Einfluss erstsprachlicher Strukturen bei zweisprachig türkisch-deutschen, kroatisch-deutschen und griechisch-deutschen Hauptschülern und Gymnasiasten, Münster 2012.
25 Siehe María do Castro Varela: „(Un-)Wissen. Verlernen als komplexer Lernprozess“, in: Migrazine, 1, 2017.
von Prof. Dr. Simon Goebel
Überall ist Normalität. Es ist das Gewöhnliche, was uns nicht auffällt, denn es scheint uns eben normal. Aber gleichzeitig gilt auch: Nirgends ist Normalität. Wir leben in bewegten Zeiten. Dinge verändern sich. Die Gesellschaft verändert sich. Gewohnheiten und damit Normalitäten werden infrage gestellt. Das fällt uns auf.
Normalität wird soziokulturell hergestellt. Das heißt, dass wir Normalität durch unser alltägliches Handeln entwickeln. Während wir aufwachsen, lernen wir bestimmte Muster kennen – beispielsweise Verhaltensweisen und Denkweisen. Diese Muster sind eingeprägt, sie scheinen uns normal und sie erleichtern uns den Alltag. Das heißt nicht, dass diese Muster immer und überall funktionieren. Wenn der Fahrkartenautomat erneuert wird, müssen wir neu lernen, ihn zu bedienen – nach einer Zeit der Gewöhnung können wir es wieder. Es fühlt sich wieder normal an. Normalität wird intersubjektiv hergestellt, das heißt im Umgang mit anderen und durch andere. Medien, öffentliche Räume, digitale Räume, auf der Arbeit, in der Schule, in der Familie – überall entstehen im kommunikativen Austausch Normalitäten.
Das bedeutet auch: Es gibt nicht die Normalität. Menschen sind verschieden und pflegen damit unterschiedliche Normalitätsvorstellungen. Das wäre nicht weiter bemerkenswert, wenn es nicht ein zentrales gesellschaftliches Konfliktfeld darstellen würde. Ständig werden Menschen diskriminiert, ausgeschlossen, verletzt und gedemütigt, weil sie jemand als vermeintlich nicht „normal“ ansieht, als Abweichung, als nicht zugehörig, als Problem.1
Und so wird etwa Migration häufig vor allem als Problem diskutiert,2 als etwas Nicht-Normales. Das ist bemerkenswert, denn nur wenige soziokulturelle Phänomene sind derart normal wie Migration: „The history of mankind is the history of migration.“3
Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte der Migration. Ohne Migration wäre die Erde vom Menschen nie besiedelt worden. Die Reise des Homo sapiens hat in Afrika begonnen und innerhalb von Zehntausenden von Jahren ist der Mensch über die gesamte Erde gewandert. Vor ca. 45.000 Jahren ist er erstmals in Europa angekommen.
Auch die jüngere Geschichte zeigt, dass Europa ebenso wie andere Weltregionen von Migration geprägt ist. Wir erinnern uns an die besonders großen Migrationsbewegungen wie die 12 bis 14 Millionen Menschen, die zwischen 1945 und 1950 aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten ins Nachkriegsdeutschland geflohen sind oder vertrieben wurden.4 Wir erinnern uns an die rund 14 Millionen Gastarbeiter:innen, die in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren nach Deutschland kamen und von denen etwa drei Millionen Menschen dauerhaft geblieben sind.5
In Erinnerung geblieben ist die Zuwanderung von Asylsuchenden Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre. Die mediale und politische Stimmung war durchzogen von einer rassistischen „Das-Boot-ist-voll“-Rhetorik. Neonazis verübten zahlreiche Brandanschläge und mordeten. Die De-facto-Abschaffung des Grundrechts auf Asyl 1992/1993 sollte die Stimmung beruhigen. Tatsächlich war sie ein Eingeständnis an die Rechtsextremen.6
Und natürlich erinnern wir uns an den „langen Sommer der Migration“7 im Jahr 2015, der einerseits eine große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung aufkeimen ließ, in dem aber auch vermehrt Brandanschläge und andere rechtsextreme Straftaten verübt wurden und rechte Hetze Auftrieb bekam.8
An viele Migrationsbewegungen erinnern wir uns allerdings nicht. Wer weiß schon etwas über „Deutsche Kaufleute und Warenhändler in den Niederlanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts“, „Europäische ‚Politemigranten‘ in der UdSSR seit 1917“ oder „Ungarische Flüchtlinge in Europa seit 1956“? Es handelt sich hierbei um drei von rund 200 Kapitelüberschriften aus dem Inhaltsverzeichnis der umfassenden Enzyklopädie Migration in Europa, das die Normalität und Komplexität von Migration vor Augen führt.9
Gelegentlich genügt ein Blick in die Zeitung. So schrieb etwa der Spiegel am 5. September 2010, dass Archäolog:innen auf einem Acker bei Anklam an der Ostsee, rund 180 km nördlich von Berlin, einen spektakulären Fund gemacht hatten. Die arabischen Gravuren auf den gefundenen Silbermünzen zeigten, so der Historiker Fred Ruchhöft, „dass es bereits vor mehr als 1.200 Jahren einen globalen Handel gab“.10
Auch wenn die problemzentrierten und defizitorientierten (Medien-)Diskurse etwas Anderes glauben machen: Migration ist in erster Linie weder ein Problem noch eine Herausforderung und schon gar keine Gefahr, sondern Normalität. Dass in dieser Normalität Konflikte stattfinden, ist kein Problem des Phänomens Migration, sondern eine Folge von gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen, in denen es um Zugehörigkeit, Rassismus und die gerechte Verteilung gesellschaftlicher Ressourcen geht.11 Hinzu kommt, dass Migration als Gegenstand nicht einfach existiert, sondern durch die Beobachtung, Diskussion und Erforschung erst als Phänomen hergestellt wird. Wie Migration diskutiert wird, ist also auch immer eine Frage von Diskursen und Bildern.12 Wenn Migrant:innen immer wieder als Bedrohung dargestellt werden, entwickeln und verfestigen sich ihnen gegenüber Ängste.
Sprache und Bilder stellen Wirklichkeit her. Unsere Vorstellungen von Normalität, ja von der Welt, ergeben sich durch die Wahrnehmung von Sag- und Sichtbarem. Dementsprechend ist es relevant, wie wir die Welt verbal und ästhetisch beschreiben. Europa hat sich seit der frühen Neuzeit als Zentrum der Welt verstanden und reproduziert dieses Verständnis bis heute. Dies kann etwa an klassischen Weltkarten nachvollzogen werden. Die Erde ist eine Kugel. Eine Kugel kann jedoch nicht ohne Weiteres zweidimensional dargestellt werden, da in der Übertragung auf eine Karte Flächen und Winkel verzerrt werden. Seit Jahrhunderten werden unterschiedliche Methoden angewandt, um diese Projektion auf Landkarten darzustellen – eine der häufigsten ist die Mercator-Projektion, benannt nach dem Kartografen Gerhard Mercator, der im 16. Jahrhundert lebte. Seine Karte ist winkeltreu, aber nicht flächentreu. Das heißt, dass die Regionen am Äquator gestaucht, also kleiner sind als in Wirklichkeit. Die Regionen an den Polen werden gestreckt, sind also größer als in Wirklichkeit. Es sieht so aus, als sei Grönland etwa so groß wie Afrika. In Wirklichkeit ist Afrika 14-mal größer als Grönland. Auch Europa wirkt gegenüber dem afrikanischen Kontinent verhältnismäßig groß.
Und Größenverhältnisse wirken. Sie suggerieren Machtunterschiede. Nicht zufällig sind Herrschaftsgebäude wie Schlösser, Parlamente oder Firmensitze häufig besonders groß. Die Größe soll auf die zugehörigen Akteur:innen ausstrahlen, also ihre Macht demonstrieren. Europa zeichnet sich durch die Darstellung auf zweidimensionalen Karten also größer und mächtiger, als es ist.13 Wir müssen Maßstäbe verlernen. Europa ist nicht das (Macht-)Zentrum der Welt. Der Historiker Dipesh Chakrabarty verweist auf die Absurdität im akademischen Diskurs, wonach westliche Geschichtsschreibung ohne Bezüge zum Rest der Welt auskommt, während nicht-westliche Geschichtsschreibung nur dann wahrgenommen und anerkannt wird, wenn sie Bezüge zu Europa herstellt. Seine Empfehlung lautet daher, Europa zugunsten einer globalen Erzählung zu provinzialisieren – nicht auszublenden also, aber ein wenig unbedeutender zu machen.14
Wenn Globalgeschichte und Migration verkannt und ignoriert werden, führt dies unweigerlich zu fatalen Fehlschlüssen. Viele Menschen sind der Meinung, die Kartoffel sei „typisch deutsch“. Die Kartoffel wird auf meist ironisierende Weise als Bezeichnung für „Deutsche“ verwendet.15 Nun – an der Kartoffel ist ursprünglich gar nichts deutsch. Sie wird seit rund 8.000 Jahren auf Hochebenen in den Anden in Abya Yala (indigene Bezeichnung für Südamerika) angebaut. Europäische Seefahrer und Kolonialisten brachten sie nach Europa, wo sie zunächst als hübsche Zierpflanze Verwendung fand. Erst im 18. Jahrhundert verbreitete sie sich in Deutschland und Europa in Zeiten großen Bevölkerungswachstums als günstige Alternative zu teurem Getreide.16
Apropos Getreide: Deutschland ist divers. Das trifft nicht nur auf die Menschen, die in Deutschland leben, zu, sondern auch auf die Brotsorten, die hierzulande gebacken werden. Erfunden wurde Brot natürlich nicht in Deutschland. Vor rund 6.000 Jahren wurden in Mesopotamien erste Formen von Brot hergestellt – zunächst breiartig, dann getrocknet oder gebacken als Fladen. Die Erfindung des Brotes hing dabei eng zusammen mit der Herstellung von Bier, das man wohl als Rauschmittel für religiöse Kulte verwendete. Vor etwa 3.000 Jahren stellten die Menschen in Ägypten Brot mit Sauerteig her, als eine durch Hefen aufgeblähte Brotform. Überall auf der Erde backen Menschen Brote aus unterschiedlichen Getreidesorten, in unterschiedlichen Formen und mit leicht abgewandelten Zutaten. Ob Vollkornbrot, Injera, Chubz, Kulcha, Podpłomyk, Knäckebrot, Pide/Pita, Toastbrot, Naan, Baguette, Roti, Focaccia, Hallulla, Lavasch oder Tortillas – ohne Brot geht nichts. Brot ist grenzenlos.
Immer wenn Migrationsbewegungen zu beobachten oder zu erwarten sind, werden Forderungen laut, dass die Grenzen besser gesichert und Einwanderung ohnehin begrenzt werden müsse. Diese Forderungen sind allerdings zutiefst undemokratisch. Denn mit derselben Selbstverständlichkeit, mit der Europäer:innen die Aufrechterhaltung oder Stärkung von Grenzen fordern, jetten sie aus beruflichen, familiären oder touristischen Gründen um die Welt. Es ist natürlich ungerecht, dass manche Menschen globale Bewegungsfreiheit haben und andere nicht – abhängig vom Pass.
„Es ist verrückt, dass ein kleiner Teil der Menschheit fast überallhin reisen und sich überall niederlassen kann, während der andere, viel größere Teil zur Sesshaftigkeit verdammt ist. Wer das normal und gerecht findet, kann nicht gleichzeitig das Hohelied auf die Prinzipien der Demokratie und der Menschenrechte singen.“19
Um diese Ungerechtkeit zu verdeutlichen, stellt der Philosoph Andreas Cassee in seinem Buch Globale Bewegungsfreiheit ein Gedankenexperiment an: Wir haben die Aufgabe, einen völkerrechtlichen Vertrag über die Frage offener Grenzen zu schließen. Allerdings wissen wir dabei noch nicht, „in welchem Staat der Welt wir geboren werden und welche Vorstellung von einem gelingenden Leben wir verfolgen“.20 Dann, so argumentiert Cassee, würden wir uns auf ein Recht einigen, das allen Menschen die globale Bewegungs- und Niederlassungsfreiheit ermöglicht. Anders gesagt sind wir also nur deshalb für geschlossene Grenzen, weil wir glauben, unsere gesellschaftlichen Ressourcen verteidigen zu müssen, zu denen wir aber nur zufälligerweise durch unsere Geburt in einem wohlhabenden Staat Zugang haben. Grenzen zementieren die ungerechten Verteilungschancen. Realistischerweise würden offene Grenzen wohlhabende Staaten wohl schnell überfordern. Die Schlussfolgerung, die daraus gezogen werden müsste, lautet aber nicht, die Grenzen für immer und ewig dicht zu machen, sondern dafür zu sorgen, dass global gerechte Bedingungen und ein ähnliches Maß an Wohlstand herrschen, um dann im Sinne der Gerechtigkeit Grenzen abzuschaffen.
Viele Menschen haben die wunderbare Möglichkeit, mit mehr als einer Sprache aufzuwachsen. Sie überschreiten ohne Weiteres Sprachgrenzen. Die Forschung zeigt, dass Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, besonders ausgeprägte kommunikative und sprachlich-strategische Eigenschaften entwickeln, ganz unabhängig davon, welche Sprache zu Hause gesprochen wird.21 Wenn Kinder beispielsweise zweisprachig mit Englisch und Deutsch oder Französisch und Deutsch aufwachsen, können sie sich der Anerkennung ihrer Umwelt sicher sein. Diese Sprachen gelten als nützlich, als verwertbar. Anders geht es jedoch Kindern, die als Erstsprache etwa Türkisch, Arabisch, Farsi oder Ukrainisch sprechen. Ihnen wird häufig attestiert, nicht gut genug Deutsch zu sprechen und ihren Deutschspracherwerb zu behindern, indem sie zu Hause eine andere Sprache als Deutsch sprechen.23 Die Abwertung von Sprachen und ihren Sprecher:innen wird Linguizismus genannt. Linguizismus ist fatal. Studien belegen, dass sich die Förderung der Erstsprache positiv auf das Erlernen der Zweitsprache auswirkt. Wem hingegen das Erlernen der Erstsprache erschwert wird, der tut sich auch mit der Zweitsprache schwerer. Mehrsprachigkeit ist immer eine Bereicherung. Daher müsste es weit mehr Angebote für muttersprachlichen Unterricht geben. Lernen darf nicht aufgrund von Vorurteilen und aus Nützlichkeitserwägungen verhindert werden.
Mobilität führt zu Begegnung und zu Lernprozessen. Handwerksgesell:innen gehen „auf die Walz“, um unterschiedliche Methoden ihres Berufes zu lernen. Der Austausch von Wissen und Erfahrungen führt immer auch zur Reflexion eigenen Wissens und eigener Erfahrungen. So entdecken interessanterweise gerade konservative politischen Akteur:innen angesichts von Migrationsprozessen Werte wie Geschlechtergerechtigkeit und Freiheit der sexuellen Orientierung, die sie gegen das vermeintlich patriarchale Fremde verteidigen wollen. Auch wenn sich dieser scheinbare Sinneswandel nur als strategische Finte entpuppen würde, so zeigt sich doch, dass Werte wandelbar sein können. Menschen müssen verlernen. Verlernen meint, dass alte Gewissheiten infrage gestellt und irritiert werden und dabei gleichzeitig neue Erfahrungen und Erkenntnisse erzielt werden können.25 So kann sich Gesellschaft weiterentwickeln und ein neues Bewusstsein entstehen, eine neue Perspektive auf Migration. Kein Problem.
Beitrag von Mai 2023
Literatur zum Thema
Maria Alexopoulou: Deutschland und die Migration. Geschichte einer Einwanderungsgesellschaft wider Willen, Ditzingen 2020.
Volker M. Heins: Offene Grenzen für alle. Eine notwendige Utopie, Hamburg 2021.
Helen Schwenken: Globale Migration. Zur Einführung, Hamburg 2018.
Quellen
1 Siehe Assya Markova: Zuckerbrot und Peitsche. Integration zwischen Anpassung und Ausgrenzung, Frankfurt/Main 2020.
2 Siehe Simon Goebel: „Mediendiskurse“, in: Marcel Berlinghoff, Birgit Glorius u. a. (Hrsg.): Flucht- und Flüchtlingsforschung. Handbuch für Wissenschaft und Studium, Baden-Baden (im Erscheinen).
3 Wolf Rüdiger Böhning: „International Migration and the Western World. Past, Present and Future“, in: International Migration, 16, 1978, S. 11–22, hier S. 11. Siehe zur Geschichte der Migration auch Jochen Oltmer: Globale Migration. Geschichte und Gegenwart, Bonn 2012.
4 Siehe Maria Alexopoulou: Deutschland und die Migration. Geschichte einer Einwanderungsgesellschaft wider Willen, Ditzingen 2020, S. 64–94.
5 Ebd., S. 95–122.
6 Siehe Alexopoulou: Deutschland und die Migration, S. 228 f.
7 Sabine Hess, Bernd Kasparek u. a. (Hrsg.): Der lange Sommer der Migration. Grenzregime III, Berlin u. a. 2017.
8 Siehe „‚Exorbitanter Anstieg‘ rechter Gewalt“, in: Zeit Online, 28.06.2016.
9 Weitere Kapitel heißen bspw. „Armenische Flüchtlinge in Frankreich seit dem Ersten Weltkrieg“, „Deutsche Bäckergesellen in Amsterdam im 17. Jahrhundert“ oder „Polnische Siedler in Bosnien und Herzegowina seit dem Ende des 19. Jahrhunderts“. Klaus J. Bade (Hrsg.): Enzyklopädie Migration in Europa. Vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart, München u. a. 2017.
10 Zit. in Martina Rathke: „Fund in Vorpommern. Archäologen heben Silberschatz aus dem Frühmittelalter“, in: Spiegel, 05.09.2010.
11 Siehe Aladin El-Mafaalani: Das Integrationsparadox. Warum gelungene Integration zu mehr Konflikten führt, Köln 2018.
12 Siehe Helen Schwenken: Globale Migration. Zur Einführung, Hamburg 2018, S. 15 f.
13 Die Website map-projections.net ermöglicht den Vergleich unterschiedlicher Projektionen. Auf thetruesize.com können auf einer interaktiven Karte Flächen einzelner Staaten verschoben, überlagert und verglichen werden.
14 Siehe Dipesh Chakrabarty: „Europa provinzialisieren. Postkolonialität und die Kritik der Geschichte“, in: Sebastian Conrad, Ahalini Randeria u. a. (Hrsg.): Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften. Frankfurt/Main u. a. 2002, S. 283–312, hier S. 283.
15 Von einer Form von Rassismus oder Deutschenfeindlichkeit kann übrigens keine Rede sein. Selbst wenn „Kartoffel“ beleidigend gemeint sein sollte.
16 Siehe Lana Kvitelashvili: „Essen und Identität Nahrungsmittel als Ausdruck nationaler Identität und Stereotypisierung am Beispiel der Zuschreibung ‚Deutsche Kartoffel‘“, März 2019.
17 Der bislang älteste archäologische Hinweis auf Brot sind 14.000 Jahre alte Überreste, die in Jordanien gefunden wurden.
18 Siehe Marcus Reckewitz: Vom Brot. Geschichten und Besonderheiten eines Kulturguts, München 2014, S. 4, 26–28.
19 Volker M. Heins: Offene Grenzen für alle. Eine notwendige Utopie, Hamburg 2021, S. 8.
20 Andreas Cassee: Globale Bewegungsfreiheit. Ein philosophisches Plädoyer für offene Grenzen, Frankfurt/Main 2016, S. 279.
21 Siehe Claudia Maria Riehl: Mehrsprachigkeit. Eine Einführung, Darmstadt 2014, S. 59–61.
22 Siehe Assimina Gouma: Migrantische Mehrsprachigkeit und Öffentlichkeit. Linguizismus und oppositionelle Stimmen in der Migrationsgesellschaft, Wiesbaden 2020, S. 66 f.
23 Ebd. S. 65.
24 Siehe Seda Tunç: Der Einfluss der Erstsprache auf den Erwerb der Zweitsprache. Eine empirische Untersuchung zum Einfluss erstsprachlicher Strukturen bei zweisprachig türkisch-deutschen, kroatisch-deutschen und griechisch-deutschen Hauptschülern und Gymnasiasten, Münster 2012.
25 Siehe María do Castro Varela: „(Un-)Wissen. Verlernen als komplexer Lernprozess“, in: Migrazine, 1, 2017.
Ein Projekt der Bewegung für Radikale Empathie in Kooperation mit O-Team e. V. Mit freundlicher Unterstützung des Kulturamts der Stadt Stuttgart und der Wüstenrot Stiftung.
Realisierungspartner:innen
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