In keinem unserer Gesetze ist festgeschrieben, dass unsere Sprache deutsch ist.1 Vielmehr finden wir in unserer Verfassung, dem Grundgesetz, in Artikel 3 die Formulierung „Niemand darf wegen [...] seiner Sprache [...] benachteiligt oder bevorzugt werden.“
Die Welt ist mehrsprachig. Schätzungen zufolge sprechen zwischen 60 und 75 Prozent aller Menschen zwei oder mehr Sprachen.2 Viele Menschen wachsen sogar mit zwei Sprachen auf. Wenn die zweite Sprache Englisch, Spanisch oder Chinesisch ist, wird das von vielen als Vorteil gesehen, Türkisch oder Arabisch aber als Hindernis. Studien zeigen eindeutig, dass Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, kognitive Vorteile und ein höheres kreatives Potenzial haben, ganz unabhängig davon, welche Sprache zu Hause gesprochen wird.3
Unsere Sprache hat sich schon immer weiterentwickelt. Wenn wir heute Fernsehbeiträge aus den 1950er Jahren anschauen, dann wundern wir uns, wie damals noch gesprochen wurde. Durch die Inklusion und Integration von neuen deutschen Mitbürger:innen wird unsere Sprache vielfältiger, reichhaltiger und manchmal sogar poetischer.4
Apropos Integration: Die gelingt uns in vielen Fällen schon sehr viel besser als jemals zuvor. So können sich die allermeisten der nach 2015 zu uns gekommenen Geflüchteten heute sehr gut auf Deutsch verständigen und eine bemerkenswerte Anzahl von jungen Syrer:innen hat seither das Abitur gemacht.5 Und auch insgesamt gesehen machen immer mehr junge Deutsche mit Migrationsgeschichte ihr Abi.6
Liebesgrüße aus dem Kiez: Auf der Fotowall des Kiezdeutsch-Projekts der Humboldt-Uni in Berlin könnt ihr euch durch Botschaften an Mauern, auf Parkbänken und Spielplätzen, Graffitis in Hauseingängen und Kritzeleien an Toilettenwänden klicken.
Quellen
1 Volker Hinnenkamp: „Vom Umgang mit Mehrsprachigkeiten“, in: Aus Politik und Zeitschichte, 10.02.2010.
2 Gaia Vince: „Mehrsprachigkeit. Parlez-vous italiano very well?“, in: Zeit, 19.02.2017.
3 „Neue Studie: Zweisprachige Kinder profitieren ein Leben lang“, in: CORDIS. Forschungsergebnisse der EU, 28.01.2021; Anne-Katharina Harr, Martina Liedtke, Claudia Maria Riehl: Deutsch als Zweitsprache. Migration, Spracherwerb, Unterricht, Stuttgart 2018, S. 28.
4 Heike Wiese: „Kiezdeutsch – ein neuer Dialekt“, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 16.02.2010.
5 Aladin El-Mafaalani: Das Integrationsparadox. Warum gelungene Integration zu mehr Konflikten führt, Köln 2020 S. 39.
6 „Schulabschlüsse von Schülern mit Migrationshintergrund“, in: Mediendienst Integration, Mai 2022; Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hrsg.): Deutschland kann Integration. Potenziale fördern, Integration fordern, Zusammenhalt stärken, Dezember 2019, S. 160 (Tabelle 19, nach Angaben des Statistischen Bundesamtes, Sonderauswertung des Mikrozensus).
Noch tiefer ins Thema eintauchen kannst du hier:
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/syrer-zuwanderung-integration-deutschland-100.html
https://mediendienst-integration.de/migration/flucht-asyl/arbeit-und-bildung.html
Ein Projekt der Bewegung für Radikale Empathie in Kooperation mit O-Team e. V. Mit freundlicher Unterstützung des Kulturamts der Stadt Stuttgart und der Wüstenrot Stiftung.
Realisierungspartner:innen
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