Wenn neue Menschen zu uns nach Deutschland kommen, dann führt das unweigerlich dazu, dass wir die Werte und Normen unserer offenen Gesellschaft überprüfen. Wir sehen unsere Erfolge in einem neuen Licht und können besser erkennen, was noch nicht so gut läuft. Das beschleunigt im günstigsten Fall die gesellschaftlichen Entwicklungen. Die vielen Geflüchteten aus arabischen Ländern im Sommer 2015 hatten einen direkten Einfluss darauf, dass nur zwei Jahre später die Ehe für alle im Bundestag beschlossen wurde.1 Aus konservativen Politiker:innen wurden Verfechter:innen von Homosexuellen- und Frauenrechten, die Ehe für alle taucht sogar im CSU-Grundsatzprogramm von 2016 als „grundlegend für unsere Gesellschaft“ auf:
„Auch in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften werden Werte gelebt, die grundlegend für unsere Gesellschaft sind. Das verdient Anerkennung. Es ist richtig, dass der Staat mit der eingetragenen Lebenspartnerschaft eine eigene Institution dafür vorhält. Jegliche Form von Diskriminierung gegenüber diesen Partnerschaften, auch die personenstandsrechtliche, lehnen wir entschieden ab.“2
Die Auseinandersetzung mit den Erfahrungen und Kompetenzen von Menschen aus anderen Kulturen führt dazu, dass wir uns als Gesellschaft weiterentwickeln. Das ist auch ein Grund dafür, dass diverse Gesellschaften innovationsfreudiger sind als homogene, geschlossene Gesellschaften, die sich nur innerhalb ihres Erfahrungshorizonts bewegen. Wie sonst hätten sich diese grandiosen Erfindungen, wie die Fähigkeit Feuer zu machen, aus Getreide Brot zu backen und aus Buchstaben Wörter zu formen, um die Welt verbreiten sollen?
Deutschland ist das zweitgrößte Einwanderungsland der Erde, 10,6 Millionen Menschen, die eine ausländische Staatsangehörigkeit haben, leben hier. 27,5 Prozent aller Deutschen haben eine Migrationsgeschichte, bei den Kindern unter fünf Jahren sind es sogar über 40 Prozent.3 Gleichzeitig ist Deutschland eines der innovativsten Länder der Welt4 und eine der größten und stabilsten Volkswirtschaften.5
Quellen
1 Aladin El-Mafaalani: Das Integrationsparadox. Warum gelungene Integration zu mehr Konflikten führt, Köln 2020, S. 168 f.
2 Das CSU Grundsatzprogramm.
3 „Wie viele Menschen mit Migrationshintergrund leben in Deutschland?“, in: Mediendienst Integration, März 2023; Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Bevölkerung mit Migrationshintergrund. Ergebnisse des Mikrozensus 2021, 31.01.2022.
4 René Bocksch: „Bloomberg Innovation Index 2021. Das sind die innovativsten Länder der Welt“, in: Statista, 05.02.2021.
5 „Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt“ (Daten: Schätzungen des IWF für 2021, Stand Oktober 2022), in: Wikipedia.
Ein Projekt der Bewegung für Radikale Empathie in Kooperation mit O-Team e. V. Mit freundlicher Unterstützung des Kulturamts der Stadt Stuttgart und der Wüstenrot Stiftung.
Realisierungspartner:innen
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